Das bestehende Mehrfamilienhaus ist 1970 in hoher gestalterischer Ausformung und in hochwertigen Materialien erbaut worden. Die Maserung der Holzschalung ist an der Betonfassade gut sichtbar. Die Regelmässigkeit der Lochfassaden und das Kubische der vorspringenden Balkone sind typisch für die 70er Jahre. «Béton brut» ausgewogen eingesetzt für den Wohnungsbau.
Das Mehrfamilienhaus soll energetisch saniert werden und die typische Sichtbetonfassade und somit der Charakter des Hauses dabei erhalten bleiben. Die anstehende Sanierung der Fassade wirft viele Fragen auf. Die Sorgfalt im Umgang mit dem Sichtbeton steht im Kontrast zu den aktuell notwendigen energetischen Massnahmen. Die energetischen Massnahmen werden deshalb gemäss Systemnachweis umgesetzt. Statt ganzflächiger Massnahmen wird die Kompensation durch das Ersetzen einzelner Bauteile gelöst. Der Wärmeverlust bei Ersatz der bestehenden Fenster durch solche mit 3-fach-Verglasung ist mit bereits bestehender Innendämmung nur minimal höher als bei einer ganzflächigen Dämmung der Fassade.
Im Zuge der Flachdächersanierungen wurde auch der Innenhof neu gestaltet. Das Konzept der 70er Jahre aufnehmend, lädt die neue Grüngestaltung zum Aufenthalt im Freien und zum Treffen der Nachbarn ein. Der Nutzungsmix von Wohnen, Arbeiten und Kunst (Atelier) mit Aufenthaltsmöglichkeit im Hof für die Freizeit entspricht dem damaligen Ideal.
Einen sorgsamen Umgang mit der Baukultur, die Sanierung in sinnvollen und tragbaren Schritten und die Förderung der Wohnkultur galt es hier zu kombinieren.
Den Wert des erschwinglichen Wohnens zu erhalten ist ein politisches Statement der Bauherrschaften.
_>Artikel zum Projekt_ erschienen in der Online Ausgabe der Zeitschrift DETAIL (01.06.22)
rau, rhythmisch und tastend
[Materialität]